Pädagogen besuchen Lehrbaustelle
Der Arbeitskreis SCHULEWIRTSCHAFT Rhein-Main-Taunus hat sich am Dienstag, den 3. Mai, im Bildungszentrum EBL in Frankfurt-Niederrad über die Ausbildungsmöglichkeiten in der hessischen Bauwirtschaft informiert.
Matthias Gurth ist dort zuständig für die Berufsorientierung und Ausbildungsberatung. Er führte rund 20 Lehrkräfte aus Frankfurt, dem Main-Taunus-Kreis und Hochtaunuskreis durch die Werkhallen und den laufenden Ausbildungsbetrieb. Die Pädagoginnen und Pädagogen konnten den Azubis nicht nur beim Pflastern, Mauern oder Wände verputzen zusehen, sondern selbst einmal mit Muskelkraft einen Steinheber ausprobieren.
Das Bildungszentrum EBL Frankfurt ist die größte Bildungseinrichtung der Bauwirtschaft in Hessen. Mit seinen 40 Mitarbeitern deckt es die gesamte Bandbreite der Aus- und Weiterbildung der Branche ab. Das Spektrum reicht vom Tiefbau, Hochbau und Ausbau bis hin zum Bauzeichnen. In zwölf Werkhallen, zwölf modernen Lehrsälen und einem Konferenzraum werden das handwerkliche und theoretische Know-how vermittelt.
Zahlreiche Aufstiegsmöglichkeiten im Hochbau, Ausbau und Tiefbau
Im Hochbau werden Maurer sowie Beton- und Stahlbauer ausgebildet. Zum Tiefbau zählen Straßenbauer, Rohrleitungsbauer und Kanalbauer. Im Ausbau sind Zimmerer, Trockenbaumonteure sowie Fliesen-, Platten- und Mosaikleger tätig. „Die Zimmerei ist eine der anspruchsvollsten Aufgaben und die Königsdisziplin des Baus“, erklärte Gurth. Zimmerer kommen im Großschalenbau zum Einsatz. Sie bauen Dächer, Gauben, Treppen oder Fachwerk aus Holz. Mithilfe von zeichnerischen und rechnerischen Lösungen, insbesondere der Geometrie sowie Winkelrechnung, fertigen sie die Bauteile passgenau.
Sowohl Haupt- und Realschülern als auch Abiturienten stehen diese Berufe offen. Die Ausbildung erfolgt entweder in drei Jahren zum Gesellen oder in zwei Jahren zum Facharbeiter. Es gibt zahlreiche Aufstiegs- und Karrieremöglichkeiten, etwa als Vorarbeiter, Polier, Meister oder Bauleiter. „Die Baubranche ist sehr durchlässig. So kann ein Hauptschüler nach einer zweijährigen Ausbildung anschließend ein Jahr lang die Fachoberschule besuchen und danach an einer Fachhochschule studieren“, sagte Gurth. Die Voraussetzung für ein duales Studium der Fachrichtung Bauingenieurwesen ist das (Fach-)Abitur. Nach Studienabschluss kann man sofort als Bauleiter einsteigen.
„Die Bauwirtschaft sucht Nachwuchs auf allen Ebenen, vom Baufacharbeiter bis hin zu Führungskräften auf den Baustellen. Sie ist eine echte Zukunftsbranche“, resümierte der Ausbildungsberater. Mehrwöchige Aufenthalte im EBL sind ein verpflichtender Bestandteil der überbetrieblichen Ausbildung für die Azubis der Bauwirtschaft in Hessen. „Ihnen steht ein Gästehaus mit 152 Betten als Unterkunftsmöglichkeit auf unserem Gelände zur Verfügung“, berichtete Gurth. Diverse Freizeitangebote wie ein Kraftraum, Tischkicker oder eine Kegelbahn sind vorhanden.
„BauCamp“ im Sommer als Schnupperwoche für Schülerinnen und Schüler
Beim „BauCamp“ können sich interessierte Jugendliche über die Ausbildungsberufe der Bauwirtschaft informieren und in der Praxis beweisen. Es findet über den Sommer verteilt von Juni bis August wochenweise in kleinen Gruppen statt. Die Bauunternehmen lernen währenddessen Bewerber kennen. Beim letzten Mal haben viele Teilnehmer in letzter Minute einen Ausbildungsplatz bekommen. Schüler, die noch ein Schuljahr vor sich haben, nehmen so frühzeitig Kontakt zu den Betrieben auf. Auch ganze Schulklassen können das Bildungszentrum EBL besuchen.
1937 gründete Eberhard Borst im Auftrag der Bauwirtschaft eine Lehrbaustelle in Frankfurt. Sie überstand die Kriegswirren. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden dort die typischen Bau-Berufsgruppen vom Maurer bis zum Polier ausgebildet. Später wurde die Lehrbaustelle zum Gedenken an ihren Gründer Eberhard-Borst-Lehrbaustelle – kurz EBL - genannt. Träger ist das Bildungswerk BAU Hessen-Thüringen e. V., ein gemeinnütziger Anbieter von Bildungsmaßnahmen für die Bauwirtschaft.